Drei Tage im Radsport-Rausch – Mein Wochenende bei der Deutschland Tour
Es gibt Wochenenden, die fühlen sich an wie eine kleine Ewigkeit, weil man so viel erlebt, so viele Eindrücke aufsaugt und am Ende kaum glauben kann, dass es nur drei Tage waren. Genau so war mein Besuch bei der Deutschland Tour: Von Freitag in Arnsberg bis Sonntag ins Ziel nach Magdeburg – drei Etappen, tausende Fans, große Namen und eine Nähe, die man so nur im Radsport spürt.
Freitag – Auftakt in Arnsberg
Ich komme rechtzeitig an, um die Zieldurchfahrt in Arnsberg mitzuerleben. Schon Kilometer vor der Stadt merke ich: hier ist etwas los. Die Zufahrtsstraßen voll mit Fahrrädern, Familien, Menschen in Trikots, die Stimmung fast wie bei einem Stadtfest. In der Innenstadt sind die Straßen gesäumt von Fans, Kinder wedeln mit selbstgemalten Schildern, ältere Herren diskutieren über Taktiken, und dann rauscht das Feld durch die Altstadt. Gänsehaut.
Mittendrin wird schon an diesem ersten Tag klar: ein Name elektrisiert die Zuschauerinnen und Zuschauer besonders – Florian Lipowitz. Das junge deutsche Klettertalent wird überall erkannt, angesprochen, gefeiert. Selfies hier, Autogramme da, ein kurzer Smalltalk mit Fans am Absperrgitter – er wirkt wie der Hoffnungsträger des deutschen Radsports, der alle begeistert, weil er nicht nur Talent, sondern auch Bodenständigkeit mitbringt.
Für mich beginnt das Abenteuer zusätzlich mit einer besonderen Aufgabe: Ich darf als Fahrer für den Streckenkoordinator Teil des Safety-Teams sein. Das heißt: im Begleitfahrzeug raus auf die Strecke, schon bevor die Profis kommen. Wir prüfen, ob alles frei ist, ob die Absperrungen stehen, ob die Route sicher ist. Eine Perspektive, die sonst niemand bekommt – mitten drin im innersten Kern des Rennens, Adrenalin pur.

Samstag – Start in Arnsberg, Ziel in Kassel
Am Samstagmorgen ist die Stimmung in Arnsberg noch einmal ganz anders. Die Zielstadt vom Vortag verwandelt sich in einen Startort. In der Stadt stehen die Team-Busse, Fans drängen sich davor, um einen Blick auf ihre Helden zu erhaschen. Und wieder: Florian Lipowitz ist einer der meistumringten Fahrer, fast schon Popstar-mäßig. Daneben Superstars wie Wout van Aert – plötzlich in Reichweite, während er sich aufs Rad schwingt.
Dann rollt die Karawane los Richtung Kassel. Ich sitze am Steuer für den Streckenkoordinator, wir sind Teil dieser fliegenden Stadt, die sich über die Straßen bewegt. Vorne die Polizei, hinten die Teamfahrzeuge, dazwischen Shuttle, Rennleitung und Materialwagen. Alles läuft wie eine perfekt geölte Maschine – und trotzdem jederzeit angespannt.
Entlang der Strecke spielt sich eine eigene Welt ab: Menschen mit Klappstühlen, ganze Familien beim Picknick, Grillgeruch liegt in der Luft. Kinder rennen mit den Profis ein Stück mit, während Omas am Streckenrand stehen und ihre Hände zum Applaus wundklatschen. Genau diese Nähe zwischen Weltstars und Alltag macht den Radsport so besonders.

Sonntag – Start in Halle, Zie und Finale in Magdeburg
Am Sonntag zieht die Karawane weiter nach Sachsen-Anhalt. Start in Halle (Saale) – eine Stadt voller Vorfreude, die den Morgen zur großen Radsportbühne macht. Schon Stunden vor dem offiziellen Start stehen die Menschen dicht gedrängt, winken mit Fahnen, machen Handyvideos. Der Tross setzt sich in Bewegung, begleitet vom Jubel wie bei einem Volksfest auf zwei Rädern.
Das Finale in Magdeburg ist dann der große Höhepunkt. Die Expo-Fläche gleicht einem Radsport-Marktplatz: Marken präsentieren sich, Kinder probieren Laufräder aus, es riecht nach Kaffee und Bratwurst. Paul Ripke läuft durch die Menge – er begleitet mit Lidl die gesamte Deutschland Tour und sorgt für diverse Fan-Aktionen. Rick Zabel zeigt, wie sehr er sich längst als Gesicht des modernen deutschen Radsports etabliert hat.

Als die Profis zum Schlusssprint ansetzen, bebt die Stadt. Jubel, Schreie, Klatschen – dann der entscheidende Moment: Matthew Brennan vom Team Visma | Lease a Bike rauscht als Erster über die Linie. Den Gesamtsieg der Deutschland Tour 2025 holt sich schließlich Søren Wærenskjold. Die Fans feiern, als hätte jeder einzelne gewonnen.
